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Evangelischer Regionalverband lädt Mitarbeitende zur Teilnahme ein
Am Donnerstag, 23. Mai 2024, wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Die Stadt Frankfurt am Main feiert dieses wichtige Datum mit einem „Lauf für die Demokratie“, bei dem alle kostenfrei mitmachen können. „Wir rufen die Mitarbeitenden im Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach dazu auf, sich am Lauf zu beteiligen. Wir wollen ein starkes Zeichen für unsere lebendige Demokratie setzen und laufen unter dem Slogan ‚Besser zusammen für Demokratie‘“, sagen Diakoniepfarrer Markus Eisele und Thomas Speck, Kaufmännischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach (ERV).
Aktives Bekenntnis zur Demokratie Zum „Lauf für die Demokratie“ sind Sportbegeisterte aller Altersgruppen und Fitnessniveaus eingeladen, teilt die Stadt Frankfurt mit. Und: Der Lauf ist kein Wettbewerb, sondern ein aktives Bekenntnis zur Demokratie. Er ist zudem eine Hommage an den Sternlauf 1948: Damals kamen tausende Sportbegeisterte aus ganz Deutschland zur Frankfurter Paulskirche, um den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg komplett zerstörten Paulskirche zu feiern und den Versammlungsort des ersten deutschen Parlamentes von 1848 zu ehren.
Laufpensum selbst wählen Der Start zum „Lauf für die Demokratie“ am 23. Mai erfolgt am Nachmittag dezentral, Treffpunkt für Mitarbeitende der Evangelischen Kirche und Diakonie ist um 17.15 Uhr am Sitz des Evangelischen Regionalverbandes im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23.
Eine Mitarbeiterin des Evangelischen Regionalverbandes holte sich als eine der ersten ihre Startnummer für den Lauf für die Demokratie. Foto: privat.
Buntes Programm zum Abschluss auf dem Paulsplatz Gemeinsames Ziel aller Läuferinnen und Läufer ist zwischen 18 und 19 Uhr am Mainkai Höhe Römer, von dort geht es über eine abgesperrte festliche Schluss-Strecke über den Römerberg zum Ziel auf dem Paulsplatz. Von 19 bis 21 Uhr lädt die Stadt Frankfurt dort alle Läuferinnen und Läufer sowie alle anderen Interessierten zum bunten Abschlussprogramm ein. Wer sich am „Lauf für die Demokratie“ beteiligen möchte, muss sich anmelden: https://www.lauffuerdiedemokratie.de/und persönlich die Startnummer abholen. Alle Läuferinnen und Läufer tragen feierlich dieselbe Zahl durch die Stadt: Die Nummer 75.
Demokratiefeste in den Quartieren Auch in verschiedenen Frankfurter Stadtteilen wird der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert: Auf dem Cäcilie-Breckheimer Platz in Riederwald zum Beispiel. Dort steht zwischen 17 und 19 Uhr eine lange Picknicktafel, um unter dem Motto „Bunt-vielfältig-inklusiv und offen für alle“ zu feiern. Mit Musik von Lalai Ladies und Femvolk sowie einem Quiz zum Grundgesetz und Lesungen. Das Ökumenische Projekt Frankfurt-Ost kooperiert dafür mit dem Demokratiekreis, den Omas gegen Rechts und dem Quartiersmanagement der Diakonie
Buntes Programm zum Abschluss auf dem Paulsplatz Gemeinsames Ziel aller Läuferinnen und Läufer ist zwischen 18 und 19 Uhr am Mainkai Höhe Römer, von dort geht es über eine abgesperrte festliche Schluss-Strecke über den Römerberg zum Ziel auf dem Paulsplatz. Von 19 bis 21 Uhr lädt die Stadt Frankfurt dort alle Läuferinnen und Läufer sowie alle anderen Interessierten zum bunten Abschlussprogramm ein. Wer sich am „Lauf für die Demokratie“ beteiligen möchte, muss sich anmelden: https://www.lauffuerdiedemokratie.de/ und persönlich die Startnummer abholen. Alle Läuferinnen und Läufer tragen feierlich dieselbe Zahl durch die Stadt: Die Nummer 75.
Das „fliegende Künstler:innenzimmer“ der Crespo Foundation feiert Halbzeit in Preungesheim
open“ leuchtet es neonfarben im offenen Fenster des „fliegenden Künstler:innenzimmers“ („FlieKü“) auf dem Gravensteiner Platz. Ein Mädchen steht davor, würfelt eine Zahl – vier. Janis Jirotka, Artist-in-Residence, lächelt ihr zu. „Du kannst ein Geheimnis oder etwas Peinliches hinterlassen. Willst Du?“ Das Mädchen greift zu Stift und Papier. Eine blonde Frau kommt ans Fenster, sie möchte mit ihrer kleinen Tochter ins Innere des Baus mit den hellen Holzschindeln hineinschauen. „Cool“ sagt sie und geht weiter.
Sich erinnern Es ist ein lichter, warmer Tag. Janis Jirotka und Werkstudentin Nia Borufka schenken an die Besucher:innen am offenen Fenster des FlieKüs Tee aus: Rosenblüten, Apfel und Lavendel. „Nowruz Mubarak“, wünscht Janis Jirotka einer Besucherin, denn heute ist der Tag des persischen Neujahrsfestes. Eine Frau scannt mit ihrem Handy am „open window“ einen QR-Code, stöpselt Kopfhörer ein und macht sich auf einen Audiowalk, drei Minuten, rings ums fliegende Künstler:innenzimmer. Janis Jirotka lädt zu drei oder zwölf Minuten ein; sie führt zurück in Erinnerungen – im Audiowalk und auch im Würfelspiel am offenen Fenster.
Kulturelle Bildung für alle im Stadtteil Das Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach in Preungesheim kooperiert gemeinsam mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt und weiteren Partner: innen im fliegenden Künstler: innenzimmer der Crespo Foundation. Zuvor ließ die Crespo Foundation die markanten Holzbauten bereits an hessischen Schulen aufbauen, in Preungesheim ist das FlieKü erstmals in einem städtischen Quartier gelandet, um kulturelle Quartiersentwicklung und Teilhabe zu fördern. Im Frühling 2023 begann die Arbeit der Künstler:innen in Residence im FlieKü. „Alle Künstler:innen sprechen mit ihren verschiedenen Angeboten unterschiedliche Menschen an“, sagt Jana Weyer, Projektreferentin der Crespo Foundation für das fliegende Künstler:innenzimmer im Quartier. „Kulturelle Bildung braucht Zeit, es ist eine Beziehungsarbeit“, setzt sie hinzu.
Verborgene Talente Janis Jirotka gelingt diese Beziehungsarbeit immer wieder. „Sie lud zu einer feministischen Schreibwerkstatt ein“, sagt Quartiersmanager Oliver Fassing. Eine Teilnehmerin schrieb einen Text, der von ihrer Kindheit, ihrem Einzug in Preungesheim erzählt. „Sie hat zum ersten Mal eine Geschichte geschrieben und fand damit eine Form, in die sie abends ihre Gedanken einfließen lässt. Sie ist sehr begabt, aber sie wurde nie gefördert.“ Der Quartiersmanager fragt sich: „Wie viele verborgene Talente gibt es hier in Preungesheim?“
Künstlerin Janis Jirotka lud zum Open Window ein. Foto: Susanne Schmidt-Lüer.
Atelier im öffentlichen Raum Bis April 2025 werden verschiedene Künstler:innen, zu Gast im FlieKü sein. Weil es Zeit braucht, bis Vertrauen wächst, werden sie länger als die ursprünglich geplanten drei Monate bleiben. Bei ihrer Auswahl sprechen jetzt auch Bewohner:innen mit. Oliver Fassing sagt: „Bei einem Atelier im öffentlichen Raum gibt es Menschen, die sofort etwas damit anfangen können und andere, die nicht so einen Zugang zur Kunst- und Kulturszene haben. Die wollen wir aber auch erreichen.“ Mit Bilderbuchkino und Gedichtlesungen, mit einem Trickfilmangebot, Figuren, die aus Modelliermasse entstehen und vielem mehr, setzt das FlieKü kreative Impulse. Zum Beispiel immer donnerstags beim „Open House“ für Kinder und Erwachsene. Mal kommen 99 Personen in drei Stunden und manchmal, je nach Wetter, auch nur fünf.
Das Semra Ertan Zimmer In der Lesungs- und Veranstaltungsreihe „Semra Ertan Zimmer“ im FlieKü lesen Besucher:innen Gedichte. Sie erinnert an die türkische Dichterin (1957-1982) Semra Ertan, deren Gedichte heute aktueller sind denn je und die Besucherinnen anregen, von ihren eigenen Erfahrungen damit zu sprechen, hierzulande nicht gewollt und nicht akzeptiert zu sein. In „Ögüt“ („Ratschlag“) schreibt die Autorin:
Lasst euch nicht unterdrücken Lasst nicht zu, dass sie euch die Traumbilder von den Wimpern, Den Namen von der Seele, Die Stimme aus den Ohren stehlen
Auch zum Gedenken an Hanau gab es im FlieKü einen temporären Begegnungs-, Lern- und Erinnerungsort. Beides konzipierte die fliegende Künstlerin Janis Jirotka mit der Preungesheimer Arbeitsgemeinschaft Antidiskriminierung und Antirassismus und den Stadtteilflüster:innen. An einer Außenwand des FlieKüs sind die Bilder der neun in Hanau Ermordeten in Schwarz-Weiß angebracht. Innen haben Preungesheimer:innen Antworten auf die Frage „Was macht das mit mir?“ auf ein großes Papier geschrieben: „große Trauer“ – „wir werden abgeschoben von der AfD“ – „Ich fühle mich nicht sicher“ – „Ich bin anders und das ist gut so“ lauten Botschaften.
Das fliegende Künstler:innenzimmer im Quartier Das fliegende Künstler:innenzimmer existiert seit dem Schuljahr 2018/2019 an Schulen in ländlichen hessischen Regionen. In Preungesheim steht das fliegende Künstler:innenatelier von Frühjahr 2023 bis Frühjahr 2025 erstmals in einem ganzen Stadtteil. Es wird von der Crespo Foundation finanziert und durchgeführt. Ziel ist die kulturelle Quartiersentwicklung und die unmittelbare Teilhabe an Kunst und kultureller Bildung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sowie allen anderen Stadtteilbewohner:innen. Neben der Diakonie Frankfurt und Offenbach als Trägerin des Quartiersmanagements in Preungesheim kooperieren das Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt, die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung sowie der NODE Verein zur Förderung digitaler Kultur e.V.
Für F.A.Z.-Herausgeber Carsten Knop ist es „der erfreulichste Termin des Jahres“: 527.279 Euro haben Leser:innen im Rahmen der Spendenkampagne „F.A.Z –Leser helfen“ 2023/24 gespendet. Eine der beiden Begünstigten ist die Bahnhofmission Frankfurt. Das tolle Ergebnis feierten Spender:innen, die ihr Portemonnaie besonders weit geöffnet hatten, jetzt im F.A.Z.-Tower im Europaviertel. Anja Wienand, Leiterin der vom Caritasverband Frankfurt und der Diakonie Frankfurt und Offenbach getragenen Bahnhofsmission, ist überglücklich: „Ich bin wahnsinnig beeindruckt von der Zahl“. Ihrerseits beeindruckt waren Spenderinnen von dem, was Anja Wienand im Gespräch mit FAZ-Reporterin Theresa Weiß live auf dem Podium berichtete: Dass seit dem Angriffskrieg in der Ukraine mehr als 278.000 Geflüchtete in der Bahnhofsmission Frankfurt begrüßt wurden. In den rund 200 Quadratmeter großen Räumen kamen manchmal 2500 Menschen am Tag an. Leserinnen der F.A.Z. erfuhren aber auch, dass in der Bahnhofsmission an Gleis 1 im Frankfurter Hauptbahnhof „Ladekabel für alle Handys der Welt“ liegen, denn Menschen, die auf der Straße leben, brauchen Strom. Und wenn jemand morgens mehr als 20 Minuten duschen möchte, darf er das tun, ein Luxus, den es sonst ganz selten gibt für Obdachlose. Wie jemand eigentlich obdachlos wird? „Irgendetwas hat die Menschen aus der Bahn geworfen“ sagt Anja Wienand. Viele haben, auch aus Scham, keinen Kontakt mehr zu ihren Familien – für sie ist die Bahnhofsmission oftmals das zweite Zuhause, wie Diakoniepfarrer Markus Eisele in seiner Dankesrede betont.
Chantal, Ari, Moni und andere Gäste der Bahnhofsmission hat Theresa Weiß in ihren Geschichten in der F.A.Z.-Rhein-Main-Zeitung Tausenden Leser:innen nahegebracht. Über die blaue Strickmütze mit dem Logo der Bahnhofsmission als Erinnerung an ihre Recherchezeit hat sie sich mega gefreut.
Diakonie informiert darüber, wie Menschen ohne festen Wohnsitz an der Europawahl teilnehmen können
Der Mann mit Jeansjacke, dunklem Kapuzenpulli und schweren Taschen über der Schulter schaut sich suchend um in der Weißfrauen Diakoniekirche. Heute will er wissen, wie er bei der Europawahl abstimmen kann, auch ohne festen Wohnsitz. Der Mann, der sich als „John“ vorstellt und mal in Frankreich und mal in Polen gelebt hat, sagt: „Ich möchte meine Stimme abgeben.“ Zurzeit lebt er auf der Straße, „ein Zimmer zum Wohnen“ sucht er dringend.
Auch Angelo ist zur Informationsveranstaltung über die Europawahl des WESER5 Diakoniezentrums, der Diakonie Hessen und des ArmutsNetzwerks gekommen, die von der Glücksspirale unterstützt worden ist. Vor fünf Jahren, bei der letzten Europawahl, sagt Angelo, „war es bei mir noch anders“. Damals lebte er in einer Wohnung. Heute, sagt er, hätte er ohne die Veranstaltung noch nicht einmal gewusst, wann die Europawahl ist.
Rund 30 Interessierte aus ganz verschiedenen Zusammenhängen sind an diesem Nachmittag in die Weißfrauen Diakoniekirche gekommen. Unter ihnen auch Michael Dahmen und Karsten Dunzweiler, Beide waren früher selbst obdachlos, Michael Dahmen engagiert sich heute im ObdachlosenExpress in Darmstadt, Karsten Dunzweiler im ArmutsNetzwerk. Beide erzählen den Zuhörenden vor den goldenen Sternen der Europaflagge, warum es so wichtig ist, wählen zu gehen: „Wenn ich nicht wählen gehe, entscheiden andere“, sagt Dunzweiler. „Wählen heißt, Verantwortung zu übernehmen“, ergänzt Dahmen und: „Wenn ich darauf verzichte, wählen zu gehen, verzichte ich darauf, meine eigene Zukunft zu gestalten.“
Aber wie gelingt das Menschen ohne festen Wohnsitz? Zwei Mitarbeiter des städtischen Wahlamtes sind in die Diakoniekirche gekommen, um das zu erklären. Es ist der zweite Anlauf. Beim ersten Mal, an einem anderen Ort, kam niemand. Ihre wichtigste Botschaft: Alle, die Staatsbürger:in der Europäischen Union und mindestens 16 Jahre alt sind, dürfen wählen. Auch ohne Wohnsitz. Aber sie benötigen einen Eintrag im Wählerverzeichnis. Voraussetzung dafür ist, dass sie einen Ausweis besitzen und glaubhaft versichern, dass sie seit mindestens drei Monaten in der EU leben. Ab dem 29. April können sie persönlich ins Briefwahllokal an der Stiftstraße 29 beim Eschenheimer Tor kommen. Einen Termin brauchen sie nicht, der Eintrag ins Wählerverzeichnis ist kostenlos und anschließend ist im Briefwahllokal direkt die Stimmabgabe möglich.
Angelo findet das gut, nicht zweimal loszumüssen. Einen Ausweis hat er auch. Diesmal, bei der Europawahl, will er mitmachen. Eine Wahl hat er schon verpasst, sagt er ärgerlich, „jetzt weiß ich Bescheid.“
Der Eintrag ins Wählerverzeichnis, der bis zum 17. Mai im persönlichen Gespräch im Briefwahllokal möglich ist, gilt allerdings nur für die Europawahl. An der Kommunalwahl teilzunehmen ist Menschen ohne Wohnsitz nicht möglich. Eine Frau aus dem Publikum fragt nach, warum das nicht geht. „Landesgesetz“, sagt der junge Mann vom Wahlamt. Auf die Frage eines Zuhörenden, wen er denn wählen soll, schüttelt der städtische Mitarbeiter lächelnd den Kopf: „Das darf ich nicht sagen“.
Die Tabletts mit Kuchen und Brezeln sind inzwischen leer. Michael Dahmen und Karsten Dunzweiler schenken sich noch einen Kaffee ein. Warum er extra aus Darmstadt gekommen ist, um andere zum Wählen zu motivieren? „Aus Wertschätzung für Wohnungslose“, sagt Dunzweiler, „es ist eine heikle Sache, obdachlos zu werden.“ Er weiß, wovon er spricht.
Die Barber Angels sind am Sonntag im Kleiderladen der Diakonie in Offenbach zu Gast
Ein Haarschnitt kann die Welt verändern. Zumindest ein bisschen. Weil sie wissen, wie wichtig ein guter Schnitt fürs Selbstbewusstsein ist, schlossen sich Friseurinnen und Friseure vor einigen Jahren zu den Barber Angels zusammen. In ihrer Freizeit sind die Profis für diejenigen aktiv, die sich einen Haarschnitt im Salon nicht leisten können. Am Sonntag, 28. April 2024, von 12 bis 15 Uhr sind die Barber Angels beim Sozialdienst Offenbach Wohnungsnotfallhilfe zu Gast. Die Frauen und Männer in schwarzer Kluft packen ihre blitzenden Scheren, Rasierer und Kämme auf Einladung der Diakonie Frankfurt und Offenbach aus, und zwar im Kleiderladen an der Lortzingstraße 10 in Lauterborn.
Die Barber Angels bieten ihre Leistungen für Menschen ohne Wohnung oder mit geringen Einkünften an diesem Sonntag kostenfrei an. Wenn die Profis ihren Kundinnen und Kunden die Friseurumhänge umlegen, kommt gleich gute Stimmung auf. Neben der Begegnung mit den sympathischen Friseurinnen und Friseuren gibt es außerdem kostenlosen Kuchen, Kaffee und Würstchen. Thomas Quiring, der Leiter des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie Frankfurt und Offenbach freut sich auf die Barber Angels. Er weiß wieviel Selbstvertrauen der neue Haarschnitt in manchen Gästen der Teestube der Diakonie weckt: „Manchmal reicht der neue schicke Schnitt, um den Mut aufzubringen, zu einem Bewerbungsgespräch zu gehen und so dem Leben eine neue Richtung zu geben.“
Die Barber Angels Die Barber Angels hatte Figaro Claus Niedermaier Ende 2016 gegründet. Sein Ziel, möglichst viele Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen zu bewegen, hat er erreicht, die Barber Angels sind nicht nur deutschlandweit, sondern auch in verschiedenen europäischen Ländern im Einsatz. Die Frauen und Männer in rockigen Klamotten begegnen ihren Gästen voller Respekt und geben ihnen ein neues Selbstwertgefühl, das bei der Wohnungssuche oder auf dem Weg in einen Job enorm unterstützt. In Offenbach waren die Barber Angels aus dem Rhein-Main-Gebiet bereits mehrere Male zu Gast.
Nasrin und Annett bilden ein Tandem beim Mentoring-Programm SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete
Eigentlich hat Nasrin zwei Wünsche: Sie möchte Arbeit finden und besser Deutsch lernen. Die Iranerin floh vor sechs Jahren vor dem Mullah-Regime nach Deutschland. In einer Frankfurter Kita fand sie eine Teilzeitarbeit als Küchenhilfe. Doch der Vertrag nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz lief Ende 2023 aus, seitdem ist sie auf der Suche nach einer neuen Arbeit, am liebsten wieder in einer Kita. Zuhause sitzen, das kann sie nicht gut. Auch das Deutschlernen ließ sich nicht so einfach an, erzählt Nasrin. In ihrer Kirchengemeinde zum Beispiel, die sie seit mehreren Jahren besucht, bestand der Kontakt lediglich aus einem „Guten Morgen“. Dabei hätte die 57-Jährige so gerne mit einer anderen Frau Kontakt gehabt und Deutsch gesprochen.
Küchenhelferin in der Kita Im März 2023 änderte sich das. Seitdem ist Nasrin Mentee im Mentoring-Programm SOCIUS. Einmal in der Woche trifft sie sich für rund drei Stunden mit ihrer Mentorin Annett. So wie heute. Die beiden Frauen sitzen in der Stadtbücherei im Höchster BiKuZ. Rechts und links spielen Jugendliche Karten, machen ihre Hausaufgaben. Nasrin und ihre Mentorin Annett lächeln sich an. Im Moment arbeiten sie mit vereinten Kräften daran, eine neue Arbeit für Nasrin zu finden, erneut als Küchenhilfe in einer Kindertagesstätte. Annett unterstützt ihre Mentee beim Bewerbungen schreiben und bereitet mit ihr Vorstellungsgespräche vor. „Nasrin ist eine gute Köchin“, sagt Annett. Eine Arbeit zu haben ist existentiell wichtig, denn Nasrins Aufenthaltsstatus ist nur noch bis Ende 2024 gesichert. Um anschließend eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, müsste sie ihr Deutsch stark verbessern oder eine unbefristete Arbeit finden.
Ich suchte immer jemanden, der mit mir Deutsch spricht „Gott sei Dank habe ich Annett kennengelernt“, sagt Nasrin. Eine Mitarbeiterin einer evangelischen Beratungsstelle hatte ihr vom Mentoring-Programm SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach erzählt. „Davor hatte ich vier Jahre gewartet, ich habe immer jemanden gesucht, mit dem ich Deutsch sprechen kann, aber ich habe niemanden gefunden“, sagt Nasrin. Und sie fügt hinzu: „Jetzt mit SOCIUS, ist eine gute Frau gekommen.“
SOCIUS führt Mentor:innen und Mentees zusammen Annett hört aufmerksam zu und lächelt. Auch sie war auf der Suche – nach einem Ehrenamt. „Via Instagram bin ich auf SOCIUS gestoßen“, sagt sie. „Das Programm ist sehr gut strukturiert und erfordert nicht zu viel Zeitaufwand.“ Auch die gute Qualifizierung der Mentor:innen, die in verschiedenen Modulen über zwölf Monate erfolgte, hat Annett in ihrem Engagement bestärkt: „Wir hatten sehr gute Referent:innen und konnten immer Fragen stellen. SOCIUS-Mitarbeiterin Sina Tamar Arndt vermittelt im Anschluss an die Qualifizierung Mentees und Mentor:innen: „Es muss zusammenpassen, das ist wichtig.“ Die Ausbildungsgruppe trifft sich weiterhin und reflektiert in regelmäßigen Supervisionssitzungen Fragen, die sich in der Praxis mit den Mentees ergeben: „Die Supervision ist toll und es ist sehr schön, von den anderen Tandems zu hören“, sagt Annett.
Sie lässt sich nicht unterkriegen Annett und Nasrin, das SOCIUS-Tandem, spricht während der Treffen Deutsch. Mal meldet sich Annett mit ungeklärten Fragen beim Energielieferanten Süwag, mal beim Jobcenter – das Telefon ist laut gestellt, damit Nasrin mithören kann. Sie ist froh über die Unterstützung: „Am Telefon ist es schwer für mich, alles gut zu verstehen, und manchmal weiß ich nicht, welches Wort ich jetzt nutzen soll“, sagt Nasrin. Annett hilft nicht nur bei Papieren und im Gespräch mit Behörden. Sie ermutigt Nasrin auch, ihren Weg weiterzugehen: „Sie hat so viel alleine geschafft, sie lässt sich nicht unterkriegen.“
Meine Arbeit im Iran war Gesichts-Yoga Inzwischen geht Nasrin in die Freie evangelische Gemeinde Frankfurt am Oeder Weg. Dort besucht sie donnerstags die persische Bibelgruppe, isst an manchen Tagen zu Mittag, nimmt an Ausflügen teil und immer freitags geht sie zum Sprachcafé. Aber im Moment fühlt sie sich „hin- und hergerissen“ zwischen besser Deutsch lernen und einen Job suchen, erzählt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Wieder Arbeit zu finden, nach zwei Jahren als Küchenhilfe, ist ihr wichtig. Dann überzieht ein Lächeln ihr Gesicht: „Meine Arbeit im Iran war Gesichts-Yoga. In Deutschland ist die Sprache sehr wichtig, daher arbeite ich als Küchenhelferin.“ Aber Muskeln und Nerven zu behandeln und Gesichtsmassagen zu geben, das ist ihr eigentliches Metier.
Späße machen vieles leichter Annett, der die persische Kultur vertraut ist, achtet bei den Treffen immer darauf, „dass die Stimmung lustig ist, wir machen Späße, auch mit der persischen Sprache. Dann fällt Vieles leichter.“ Nasrin lächelt. Für heute hat sie ein Stück weit aufgetankt und, ganz nebenbei, ihre Sprachkenntnisse verbessert.
Das Mentoring-Programm SOCIUS der evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach Menschen zusammenzubringen, sie bei Behördengängen zu begleiten, nach Berufs- und Ausbildungschancen zu suchen, also Zugänge zum Leben in Deutschland zu eröffnen – das ist das Ziel des Mentoring-Programmes SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete. Der Fachdienst wurde 2012 gegründet. Er wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und über Landesmittel refinanziert. Seit der Gründung gab es mehr als 200 Tandems. Zurzeit engagieren sich rund 100 Mentor:innen bei SOCIUS. Das Programm wird von der Share Value Stiftung und der Naspa-Stiftung gefördert. Der nächste Ausbildungsjahrgang startet 2025
Kontakt für Interessierte: Petra Buschkämper, Teamassistentin, Evangelisches Zentrum für Beratung Am Weißen Stein, Telefon: 069 53 02-225 und E-Mail: ehrenamt.flucht@frankfurt-evangelisch.de
Mentoring-Programm SOCIUS
Den Sozialstaat, so wie wir ihn derzeit kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben – schon allein aus Fachkräftemangel in den sozialen Berufen. Welche Herausforderungen das für Städte wie Frankfurt und Offenbach bedeutet und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, ist Thema dieses Gespräches mit Diakoniepfarrer Markus Eisele, dem theologischen Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes.
Den gesamten Artikel von Antje Schrupp dazu finden Sie hier.
Möchten Sie das Gespräch als Podcast hören? Dann finden Sie hier den Podcast.
Jan Schmidt zeigt in der Weißfrauen Diakoniekirche „Cluster sägen, zählen, zeichnen“
Der Frankfurter Künstler Jan Schmidt hat über Wochen und Monate in der Weißfrauen Diakoniekirche eine ganz besondere Zeichnung in einer der Deckenrauten geschaffen – mit einer Steinschleuder schoss er hunderte Kreidekügelchen hinein. „Es war schön und leicht“, erzählt Jan Schmidt im Gespräch während der Ausstellungeröffnung am 21. März. Aus einem 25 Kilo Sack mit champagnerfarbener Kreide, die er mit dem Bindemittel Traganth zu einem Teig anrührte, rollte er jede einzelne Kreidekugel mit der Hand, „wie Gnocchi“ sagt Schmidt und lächelt. In der Regel zielte er zwischen November und Februar drei Mal in der Woche für anderthalb Stunden mit der Steinschleuder in die mehr als zehn Meter hohe Decke in der Weißfrauen Diakoniekirche.
Im Moment sein Manche der mehr als 60 Besucher:innen bei der Ausstellungseröffnung empfanden die Arbeit als meditativ. „Man ist im Moment,“ sagt Schmidt, „konzentriert, um die Kugeln nicht Gott weiß wohin zu schießen“. Wie ein Gruß aus dem Kosmos wirkt die Zeichnung auf eine Besucherin. „Jan Schmidts Arbeit öffnet uns einen imaginären Himmel“, sagt Kurator Thomas Kober. Er verweist in seiner Einführung auf das römische Pantheon mit offener Kuppel, das den Blick direkt zum Himmel und den Gestirnen lenkt. Für Christen, sagt Kober, ist der Himmel „der Ort des Thrones Gottes“. Ein weiterer Aspekt: „Jan Schmidt setzte für seine Zeichnung ein sehr kostbares Gut unserer Gesellschaft ein: Zeit.“
Himmelszeichen, die Spuren im Leben hinterlassen Auf Sisyphos-Arbeit geht Diakoniepfarrer Markus Eisele in seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung ein. Manchmal trage auch die soziale Arbeit der Diakonie, die zum Beispiel im Untergeschoss der Diakoniekirche im WESER5 Diakoniezentrum geleistet wird, Züge von Sisyphos-Arbeit. Doch anknüpfend an Gedanken des Dichters Albert Camus: „Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“, sagt Eisele. Jan Schmidts Werkzeug, die Steinschleuder, ist ebenfalls seit Jahrtausenden in Gebrauch, die Bibel erzählt von David, der sich gegen den mächtigen Goliath mit Hilfe der Steinschleuder durchsetzt: „Es ist eine archetypische Geschichte, in der sich der Kleine oder das Kleine gegen die Großen oder das Große durchsetzt“, sagt Eisele. Und: „Für mich verweisen Sie, lieber Herr Schmidt, in dieser geistlichen Umgebung auf die Spuren des Himmels hin, auf die basileia theou, die Königsherrschaft Gottes, die Herrschaft der Himmel in dieser Welt. Man kann diese Spuren übersehen. Man kann sie auch anders deuten. Aber es sind diese so oft übersehenen Himmelszeichen, die im Leben von Menschen Spuren hinterlassen.“
Aus dem Werkzeugkasten Während der Ausstellungseröffnung präsentiert Kunsthistoriker Christian Berger das gerade erschienene Buch: „Cluster sägen, zählen, zeichnen“. Die 288 Seiten starke Monographie stellt Arbeiten von Jan Schmidt von 2015 bis heute vor. Sie wurde anlässlich der Ausstellung Rosso Levanto im Museum Goch in Kooperation mit der Galerie Anita Beckers herausgegeben. Christian Berger spricht davon, wie Jan Schmidt in dem Buch „seinen Werkzeugkasten öffnet“. Dies wirke zum einen demystifizierend. Die in dem Band vorgestellten künstlerischen Arbeiten Schmidts zeichne aber auch eine „Leichtigkeit“ aus, trotz des „erheblichen Zeitaufwandes, der großen Mühe und Anstrengung“ im Schaffensprozess. So wie die eleganten fossilen Schneckenhäuser, die Jan Schmidt aus einem abgerissenen Betonpfeiler herausarbeitete. Die Leichtigkeit zeigt sich auch in der Zeichnung in der Weißfrauen Diakoniekirche aus „gegen die Regeln der Schwerkraft gefallenen Kreidestaub“.
Eine Denkpause Ratlosigkeit unter manchen Besuchenden löste Kurator Thomas Kober aus, als er zum Ende der Redebeiträge von der „vorläufig letzten Kunstausstellung“ in der Weißfrauen Diakoniekirche sprach. „Wir machen eine Denkpause, um angesichts zu geringer Besucherzahlen eine neue Konzeption zur Revitalisierung der Kirche zu entwickeln“, stellte Markus Eisele, Theologischer Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach später richtig und unterstreicht, dass selbstverständlich auch in Zukunft Ausstellungen in dieser so besonderen Kirche gezeigt werden sollen.
Ausstellungszeiten
Die Weißfrauen Diakoniekirche öffnet auf Anfrage, Interessierte können einfach vorbeikommen und an der Pforte klingeln, beziehungsweise mit Kurator Thomas Kober per E-Mail einen Termin vereinbaren: thomas.kober@diakonie-frankfurt-offenbach.de
DEUTSCHE FERNSEHLOTTERIE fördert wichtiges Sozialprojekt
Über mehr als 87.000 Euro kann sich der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach für sein Projekt Second-Hand-Kaufhaus „Familien-Markt – Armut lindern und Versorgung sichern“ – im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim freuen. Für die Förderung der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE musste der Träger keinerlei Eigenmittel zur Ko-Finanzierung aufbringen. Ein Sonderfonds der Soziallotterie ermöglicht dem Träger, temporär und anteilig Personalkosten abzusichern, zwei Lastenfahrräder anzuschaffen und gestiegene Energiekosten sicherzustellen.
Im Familien-Markt können Menschen mit wenig Geld Kleidung, Haushaltswaren und Möbel günstig erwerben, Wohnungslose erhalten kostenfrei Kleidung. Die Inflation und Energiekrise der vergangenen Monate haben dazu geführt, dass die Zahl der Menschen, die auf das Angebot angewiesen sind, stark zugenommen hat. „Wir sind der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE außerordentlich dankbar für die großzügige Förderung unseres Second-Hand-Kaufhauses. Auf diese Weise können wir innovative Wege gehen und unser nachhaltiges Angebot weiter aufbauen“, sagt Robert Brendel, Geschäftsführer Diakonie und Seelsorge im Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach. „Nur dank unserer Mitspielerinnen und Mitspieler und des damit verbundenen Vertrauens in unsere Soziallotterie können wir an der Seite von wichtigen Hilfsangeboten wie dem Familien-Markt in Frankfurt Bergen-Enkheim stehen. Die hohe Inflation, gestiegene Verbraucherpreise und höhere Energiekosten haben die Spaltung der Gesellschaft noch vergrößert. Hier setzt der Hilfeansatz des Familien-Marktes an. Er reagiert mit seinem Angebot zudem auf eine weitere aktuelle gesellschaftliche Herausforderung: das Thema Umweltverschmutzung und Verschwendung von Ressourcen. Anstelle von Fast Fashion setzt er bei Textilien auf langlebige und wiederverwertbare Produkte. Für Deutschlands traditionsreichste Soziallotterie ist es eine Herzensangelegenheit, hier helfen zu dürfen“, sagt Stephan Masch, Repräsentant der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE bei der symbolischen Scheck-Übergabe.